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Ausgezeichnete Forschung – Gleich zwei Preise für Arbeiten des Rheumazentrum Ruhrgebiet

Konnten die Jury des Rheumatologiekongresses 2025 überzeugen (v. l. n. r.): Doktorandin Pauline Bussmann, Dr. Anna Kernder, Oberärztin des Rheumazentrum Ruhrgebiet und Dr. Philipp Schulte-Terhusen, Funktionsoberarzt des Rheumazentrum Ruhrgebiet.

Gleich zwei wissenschaftliche Posterbeiträge des Rheumazentrum Ruhrgebiet konnten die Jury des Rheumatologiekongresses 2025 überzeugen. Funktionsoberarzt Dr. Philipp Schulte-Terhusen erhielt eine Auszeichnung in der Kategorie „der besondere Fall“, während Doktorandin Pauline Bussmann in der Kategorie „Vaskulitiden und Kollagenosen“ gewürdigt wurde. Die Auszeichnungen bestätigen das hohe Forschungsniveau des Rheumazentrum Ruhrgebiet, das zu den größten Fachkliniken für Rheumatologie in Europa gehört.

Der besondere Fall – Detektivarbeit in der Rheumatologie
Insbesondere in der Rheumatologie ist oft – aufgrund der Vielzahl rheumatologischer Erkrankungen – Detektivarbeit gefragt. Oft deuten die Symptome auf eine Erkrankung hin und dann bestätigt sich eine andere. 

So auch bei einer Patientin, die mit typischen Symptomen einer Riesenzellarteriitis ins Rheumazentrum Ruhrgebiet kam. Die Riesenzellarteriitis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Entzündungen der Gefäßwände größerer Blutgefäße auftreten. Typisch ist die beidseitige Entzündung der Temporalarterien in der Schläfenregion, die sich unter anderem durch Schläfenkopfschmerzen äußert. Untersuchungen ergaben dann jedoch, dass die Patientin an einer Myositis der Temporalmuskulatur litt, also einer Entzündung der Kaumuskulatur, die nicht zur Diagnose Riesenzellarteriitis passte. „Gewebeproben und Laboruntersuchungen haben anschließend bestätigt, dass die Entzündung sich infolge einer IgG4 assoziierten Erkrankung herausgebildet hat“, erklärt Dr. Philipp Schulte-Terhusen. Die IgG4-assoziierte Erkrankung ist eine seltene, chronische Autoimmunerkrankung, die sich durch das Eindringen bestimmter Immunzellen in fast jedes Organ des Körpers äußern kann, wobei eine alleinige Entzündung der Kaumuskulatur bislang noch nicht beobachtet wurde. Für seinen Posterbeitrag zu dieser ungewöhnlichen Patientengeschichte erhielt Dr. Philipp Schulte-Terhusen die Auszeichnung in der Kategorie „Der besondere Fall“.

Unterschiedliche Dauer der Diagnose: Riesenzellarteriitis und Takayasu Arteriitis im Vergleich
Bei Rheuma ist eine frühe Diagnose wichtig, um den Verlauf der Erkrankung zu mildern und die Symptome so gering wie möglich zu halten. Doktorandin Pauline Bussmann stellte die Ergebnisse einer Studie vor, in der untersucht wurde, welche Erkrankung schneller diagnostiziert wird: Die Riesenzellarteriitis oder die Takayasu Arteriitis. Beide sind chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen der großen Blutgefäße – sogenannte Vaskulitiden.

Im Rahmen der Studie untersuchte Pauline Bussmann die Zeit zwischen Symptombeginn und Diagnosestellung, die beteiligten Fachgebiete sowie die betroffenen Organe bei beiden Erkrankungen. Insgesamt 500 Patienten wurden im Rahmen der Studie betrachtet. 

Das Ergebnis: Vor der Vorstellung im Rheumazentrum Ruhrgebiet haben Patienten am häufigsten Allgemeinmediziner, Internisten, niedergelassene Rheumatologen und Augenärzte aufgesucht. Bei der Takayasu Arteriitis war die Dauer zwischen Symptombeginn und Diagnosestellung länger und die Krankheitsaktivität geringer als bei der Riesenzellarteriitis. Traten zu Beginn der Erkrankung bereits Symptome wie Kopfschmerzen, Schmerzen beim Kauen oder Sehstörungen auf, wurde die Diagnose schneller gestellt. 

„Unsere Studie zeigt, dass es bei den beiden Erkrankungen Unterschiede in der Verzögerung der Diagnosestellung gibt. Da die häufigsten zuweisenden Ärzte bei beiden Diagnosen gleich waren, sollten diese insbesondere auch für die Takayasu Arteriitis bei jüngeren Patienten sensibilisiert werden“, so Dr. Anna Kernder, Oberärztin des Rheumazentrum Ruhrgebiet, die die Studie initiiert hat. 

Der Deutsche Rheumatologiekongress
Der Deutsche Rheumatologiekongress ist die größte rheumatologische Fachtagung im deutschsprachigen Raum. Während des Kongresses kürte eine Jury die besten eingereichten Poster in zehn Kategorien.