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St. Anna Hospital Herne: Hochleistungsmedizin rettet jungen Familienvater – Dünndarm ersetzt die Speiseröhre

Als bei Oliver Hannemann im September 2021 die Diagnose Speiseröhrenkrebs gestellt wurde, war er gerade 30 Jahre alt, mitten im Berufsleben und ein fester Anker für seine Familie. Der selbstständige Dachdecker aus Gladbeck, Ehemann und Vater einer damals 9-jährigen Tochter, hätte nicht damit gerechnet, dass hinter seinen zunehmend stärkeren Schluckbeschwerden Krebs steckt – ein Schicksalsschlag, der sein Leben verändern sollte. Heute, knapp vier Jahre später, spricht er darüber, wie ihn moderne Hochleistungsmedizin, eine innovative Rekonstruktion der Speiseröhre mittels Dünndarmhochzug, ein eingespieltes Ärzteteam und seine Kämpfernatur zurück ins Leben gebracht haben.

 „Ich habe zunächst an nichts Ernstes gedacht“, erinnert sich Oliver Hannemann. Als das Schlucken zunehmend schwerfiel und das Essen regelrecht im Hals stecken blieb, suchte er seinen Hausarzt auf. Die erste Vermutung: ein funktionelles Problem. Doch es wurde schnell klar, dass mehr dahintersteckte. Nach einem Schlucktest mit Kontrastmittel entdeckte der behandelnde Radiologe einen auffälligen Schatten, der sich als bösartiger Tumor der Speiseröhre entpuppte. Zu allem Übel war er bereits in den Magen eingewachsen. Der Arzt reagierte sofort und überwies Hannemann ins St. Anna Hospital Herne. Dort nahm sich Dr. Viktor Rempel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, persönlich der weiteren Diagnostik an. „Ich hatte Glück im Unglück“, sagt Hannemann. „Der Krebs hatte noch nicht gestreut, sodass operiert werden konnte.“ Die folgenden Untersuchungen – Speiseröhren-, Magen- und Bauchspiegelung, ein CT sowie verschiedenste Blutanalysen – bestätigten: eine Operation ist möglich, aber es würde ein hochkomplexer Eingriff werden.

OP mit Seltenheitswert: Speiseröhren- und Magenersatz durch Dünndarmhochzug

Ein interdisziplinäres Team aus Gastroenterologen, Viszeralchirurgen und Onkologen plante die Behandlung. Zunächst erhielt Hannemann vier Zyklen Chemotherapie. Am 7. Dezember folgte die Operation. Der Tumor hatte inzwischen eine Länge von rund 15 Zentimetern erreicht. Eine normale Nahrungsaufnahme war nicht mehr möglich, er musste künstlich ernährt werden. Der ursprüngliche Plan, den Magen zur Rekonstruktion der Speiseröhre zu nutzen – der sogenannte Magenhochzug –, war nicht umsetzbar. Der Tumor hatte den Magen zu stark befallen, er musste daher ebenfalls komplett entfernt werden. „Normalerweise kommt in diesem Fall der Dickdarm als Ersatz zum Einsatz – mit Nachteilen: Er kann Geruchsstoffe abgeben, die unangenehmen Mundgeruch verursachen und die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen“, gibt Dr. Nurettin Albayrak, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie zu bedenken. Das Ärzteteam im St. Anna entschied sich daher für einen anderen Weg: Eine seltene, hochkomplexe Rekonstruktion durch hochgezogenen Dünndarm. Das Besondere: Durch seine Anatomie ist der Dünndarm limitiert, nach der gängigen Lehrmeinung reicht er nicht bis in den oberen Brustkorb. Zudem gibt es – abgesehen vom St. Anna Hospital – keine Klinik, die diese Technik bisher minimal-invasiv beschrieben hat. Oliver Hannemann hatte Glück – seine anatomischen Voraussetzungen ließen den Eingriff zu.

Die Zeit danach: Ein Wechselbad aus Rückschlägen und Hoffnung

Nach der erfolgreichen Operation folgte die nächste Herausforderung: Die Genesung. „Die Chemotherapie hat mich richtig mitgenommen, ein Nervenleiden machte mir Probleme“, erzählt er. „Aber ich habe gekämpft – für meine Frau, meine Tochter, für mein Leben.“ Die Unterstützung seiner Familie sei sein größter Halt gewesen. „Mein Bruder hat unseren Dachdeckerbetrieb allein geschmissen, meine Frau war rund um die Uhr für mich da.“

Heute: Ein neues Leben mit neuem Körpergefühl

Heute ist der Familienvater wieder fit und im Alltag angekommen. Sein Essverhalten hat sich verändert. Ohne Magen kommt zum Beispiel das Sättigungsgefühl etwas verzögert: „Ich musste neu lernen zu essen. Anfangs nur Joghurt und Püree, heute geht fast alles wieder – ich muss nur darauf achten, nicht aus Versehen zu viel zu essen und meine Verdauungsenzyme zu den Mahlzeiten einzunehmen.“ Der 34-Jährige freut sich, wieder ein Leben zu führen, das sich wie Leben anfühlt. Er fährt wieder Fahrrad, ist beruflich in seiner Firma aktiv und genießt bewusst die Zeit mit seiner Familie. Die Erfahrungen haben seine Prioritäten verschoben: „Arbeit ist nicht mehr alles. Zeit mit Menschen, die man liebt – das ist das, was zählt.“

Eine Operation mit Zukunft

Im St. Anna Hospital wurde Hannemann nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich begleitet. „Das gesamte Team – von den Ärzten bis zur Pflege – war jederzeit ansprechbar, freundlich und kompetent“, betont er. „Ich war in besten Händen.“ Für das Team um Dr. Albayrak und Dr. Rempel ist der Fall ein Beispiel dafür, was moderne Hochleistungsmedizin in Kombination mit Erfahrung und Innovation leisten kann. „Diese Operationsmethode könnte in Zukunft häufiger zum Einsatz kommen – vor allem, da wir immer mehr Patienten mit Mägen sehen, die sich für einen Hochzug nicht eignen, etwa nach Adipositas-Operationen“, so Dr. Albayrak.