Berufseinblick Hebamme: Ein Beruf mit Berufung

Hebamme Adina Jäger mit einem Neugeborenen

Adina Jäger ist Hebamme und Stationsleitung im Kreißsaal des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Hebamme zu sein bedeutet für sie nicht nur, Kinder auf die Welt zu bringen, sondern Frauen auf einem der bedeutendsten Wege ihres Lebens zu begleiten – mit Fachwissen, Einfühlungsvermögen und echter Leidenschaft. 

Wenn Adina Jäger morgens ihre Dienstkleidung anzieht und den Kreißsaal betritt, weiß sie nie genau, was sie erwartet. Und doch ist sie mit ganzem Herzen dabei – seit mehr als 15 Jahren. „Der Beruf der Hebamme ist für mich nicht einfach ein Beruf, sondern Berufung. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen“, sagt die 40-Jährige. Seit 2017 arbeitet Adina Jäger inzwischen im Marien Hospital Herne als Hebamme und Leitung des Kreißsaals.

Zwischen Intuition und Fachwissen: Die Aufgaben einer Hebamme

Hebammen begleiten Frauen in einer emotional besonders intensiven Lebensphase. Dabei ist der Beruf weit mehr als „nur“ die Hilfe bei der Geburt. „Wir sind von Anfang an dabei – vom Geburtsvorbereitungsgespräch über die Geburt bis zur ersten Zeit im Wochenbett. Das schafft Vertrauen“, erklärt Adina Jäger.

Eine Hebamme misst den Körper eines neugeborenen Babys mit einem Maßband

Die Aufgaben sind vielfältig: Im Alltag gehören neben der klassischen Geburtsbegleitung, die Vorbereitung der Kreißsäle, die Beratung werdender Eltern, die Begleitung bei der Chefarztvisite sowie die Mitwirkung bei geplanten Kaiserschnitten dazu. Auch die Erstversorgung des Neugeborenen, inklusive Messen, Wiegen und Bonding, liegt in ihrer Verantwortung.

 „Wir bringen die Eltern zurück auf ihr Zimmer, unterstützen beim ersten Stillen und begleiten diesen besonderen Moment so intensiv, wie es nur geht“, so Adina Jäger. Darüber hinaus führen Hebammen im Marien Hospital Herne selbstständig Rückbildungs- und Geburtsvorbereitungskurse durch. „Es ist schön, wenn man die Frauen über einen längeren Zeitraum begleiten kann. Das macht die Arbeit persönlicher und intensiver.“

Stationsleitung mit Weitblick

Geboren im selben Haus, in dem sie heute selbst Leben auf die Welt bringt, ist die Hernerin fest in der Region verwurzelt. Ihre Laufbahn begann mit einer Ausbildung in einem Bochumer Krankenhaus, danach war sie zehn Jahre lang als Hebamme in einem Perinatalzentrum tätig – heute bringt Adina Jäger ihre Erfahrung in der Geburtshilfe des Marien Hospital Herne ein. 

Zwei Hebammen im Einarbeitungsgespräch

Als Stationsleitung trägt Adina Jäger zusätzlich organisatorische Verantwortung: Sie erstellt Dienstpläne, sorgt für die Materialbeschaffung, betreibt Qualitätsmanagement und gestaltet neue Angebote wie die Elternschule mit. Auch die Einarbeitung neuer Kollegen liegt in ihrer Hand. 

„Ich versuche, unseren Bereich nach außen gut zu präsentieren – bei Infoveranstaltungen, in Fortbildungen, im Austausch mit der Pflegedienstleitung. Das ist eine Aufgabe mit viel Gestaltungsspielraum.“

Emotionale Spitzen, die nachhallen

„Natürlich gibt es auch belastende Situationen, die einen nicht loslassen“, erzählt sie. Etwa die Begleitung von traumatisierten Frauen, die auf der Flucht Schlimmes erlebt haben. In solchen Momenten spielt nicht nur Fachwissen eine Rolle – es ist vielmehr das Einfühlungsvermögen, das zählt. „Manche Frauen machen zu, weil die Geburt Erinnerungen weckt. Dann hilft oft die Herzenssprache – ein Blick, eine Berührung, ein Lächeln“, berichtet Adina Jäger.

Teamgeist als Fundament

Was die Arbeit im Marien Hospital Herne besonders macht, ist für Adina Jäger vor allem eines: das Team. „Wir sind 19 Hebammen in Voll- und Teilzeit, wir arbeiten im Drei-Schicht-System und unterstützen uns jederzeit gegenseitig“, erklärt sie. „Bei einer Geburt ist oft eine zweite Hebamme dabei – so bleibt auch in stressigen Situationen Raum für individuelle Betreuung.“

Eine Hebamme und eine Ärztin schauen auf Station gemeinsam in einen Mutterpass.

Dass Teamarbeit nicht nur im Dienstplan existiert, sondern tatsächlich gelebt wird, zeigt sich auch in herausfordernden Momenten: „Ich habe hier schon mit Ärzten zusammengearbeitet, die nach einer Geburt mit mir gemeinsam den Kreißsaal geputzt haben, weil er schnell wieder gebraucht wurde. Das ist echter Zusammenhalt“, sagt Adina Jäger.

Wandel und Weiterentwicklung

Auch wenn sich die Natur der Geburt nicht ändert – der Beruf ist im Wandel. Neue medizinische Leitlinien, moderne Methoden wie der Geburtszirkel oder Entwicklungen in der Schmerztherapie prägen den Alltag. „Wir wollen, dass Frauen sich sicher und betreut fühlen. Je besser das gelingt, desto weniger Schmerzmittel sind nötig. Und wir sehen: Das funktioniert“, berichtet Adina Jäger. 

Eine Hebamme richtet eine PDA bei einer schwangeren Patientin ein

Die Rate an PDA-Anwendungen oder Dammschnitten liegt im Marien Hospital Herne unter dem Bundesdurchschnitt – ein Zeichen für die Qualität der Betreuung.

Voraussetzungen: Wer Hebamme sein will, braucht mehr als Technik

Was bringt man mit für diesen Beruf? Fachwissen allein reicht nicht. „Empathie, ein dickes Fell, Zuversicht – und man muss andere motivieren können“, sagt Adina Jäger. Und: „Selbstfürsorge ist ganz wichtig. Wer nicht auf sich achtet, kann auf Dauer nicht für andere da sein.“

In ihrer Freizeit verbringt sie viel Zeit mit ihrem Sohn. „Ich kann gut abschalten – aber der Spaß an der Arbeit und die gute Stimmung überträgt sich auch ins Privatleben“, sagt sie. „Im Marien Hospital Herne habe ich meinen Beruf wirklich lieben gelernt.“

Perspektive mit Herz

Adina Jäger sieht ihre Zukunft weiterhin im Kreißsaal. Künftig wird sie zusätzlich einmal im Monat selbst Geburtsvorbereitungskurse leiten – ein weiterer Schritt, um werdende Eltern intensiv zu begleiten und gleichzeitig die Attraktivität des Angebots auszubauen.

Eine Hebamme bereitet den Kreißsaal und knotet ein buntes Tuch

„Ich will Frauen stärken – und dazu beitragen, dass sie diesen wichtigen Moment ihres Lebens selbstbestimmt und gut begleitet erleben können.“