Dr. Jan Wischermann ist Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, doch rund zwei Mal im Monat tauscht er seinen Kittel gegen die Einsatzkleidung eines Notarztes und fährt in Herne Einsätze. Seine beiden Tätigkeiten in der Klinik und im Rettungsdienst greifen eng ineinander.
Bereits nach seinem Abitur kam Dr. Jan Wischmann im Rahmen seines Zivildienstes zum ersten Mal in Kontakt mit der Arbeit im Rettungsdienst. Auch während seines Medizinstudiums blieb er diesem Bereich treu – solange es zeitlich als Student möglich war finanzierte er dadurch sein Studium. Mit dem Medizinstudium in der Tasche arbeitete er zunächst im Universitätsklinikum Essen, absolvierte parallel einen Kurs zum Arzt im Rettungsdienst und erwarb neben der Fachkunde Rettungsdienst auch die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin.
Seit Januar 2018 ist der 36-Jährige im Marien Hospital Herne und ist weiterhin als Notarzt tätig. Er übernimmt nicht nur Dienste, sondern ist als Leiter des Notarztstandortes auch das Bindeglied zwischen der St. Elisabeth Gruppe und der Feuerwehr Herne – somit ist er Ansprechpartner für beide Seiten. In dieser Funktion ist er zum Beispiel auch für den Bereich der Fort- und Weiterbildungen von Kollegen zuständig.
Neben dieser organisatorischen Tätigkeit als Notarztstandortleiter, fährt Dr. Jan Wischermann weiterhin auch selber Dienste. Wenn er im Dienst ist, dann trägt er einen Funkempfänger bei sich, der einen Einsatz meldet. Sollte er als Notarzt angefordert werden, dann hat die Leitstelle die Entscheidung getroffen, dass er bei einem Einsatz gebraucht wird. Mit dem Notarzteinsatzfahrzeug wird er dann zum Einsatzort gefahren und kümmert sich im Team mit dem Rettungsdienst der Feuerwehr Herne oder Hilfsorganisationen um die Erstversorgung einer oder manchmal auch mehrerer Personen.
„Vor Ort muss ich in der Lage sein, auf jede Situation flexibel zu reagieren und dann direkt zu handeln“, erklärt Dr. Wischmann. Das bedeutet, er erkennt das Problem des Patienten, übernimmt erste Hilfsmaßnahmen und leitet die notwendige weitere Versorgung in einem Krankenhaus in die Wege. „Ich bin also ein Glied in der Kette zur Versorgung des Patienten. Ich alleine kann den Patienten nicht heilen, aber ich kann eine weiterführende Therapie in die Wege leiten“, erklärt der 36-Jährige. Wenn er als Arzt während des Transportes des Patienten benötigt wird, fährt er mit dem Patienten im Rettungswagen ins Krankenhaus. Wenn der Patient übergeben ist, ist er für den nächsten Einsatz bereit.
Wenn Dr. Jan Wischermann nicht als Notarzt im Herner Stadtgebiet unterwegs ist, dann ist er als Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin des Marien Hospital Herne anzutreffen. Als Anästhesist begleitet er Patienten während Operationen und ist für die Narkose verantwortlich und überwacht diese. „Im Marien Hospital Herne wird ein breites Spektrum an Operationen angeboten, für die die Anästhesisten im OP mitzuständig sind“, erklärt er. Zu seinen weiteren Tätigkeiten als Oberarzt zählt auch die Beratung und Unterstützung von Assistenzärzten oder Hintergrunddienste auf der Intensivstation: „In Zeiten von Corona fällt zum Beispiel die Betreuung von Patienten mit einer ECMO, einem Lungenersatzverfahren, in unseren Aufgabenbereich. Im Marien Hospital Herne können Patienten mit einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung auf diese Weise schonend beatmet werden und der Lunge eine Chance gegeben werden sich vielleicht von der Infektion zu erholen.“
Als Oberarzt ist Dr. Jan Wischermann unter anderem auf der Intensivstation des Marien Hospital Herne tätig.
Auch wenn die Aufgabenbereiche als Notarzt und als Oberarzt in der Klinik auf den ersten Blick unterschiedlich sind, so sieht Dr. Jan Wischermann Gemeinsamkeiten in seinen beiden Tätigkeiten: „Ich bin es von meiner Arbeit im OP gewohnt schnell zu reagieren und einen Patienten stabil zu halten. Genau das mache ich auch während meiner Tätigkeit als Notarzt: Ich leiste schnell eine Erstversorgung und stabilisiere den Patienten, bis er in einer Klinik weiter versorgt werden kann.“ Seine Erfahrungen im Bereich der Schmerzmedizin kommen ihm dabei zu Gute, denn die Linderung von Schmerzen spielt häufig eine Rolle bei seinen Einsätzen. Natürlich begegnen ihm bei seiner Arbeit auch andere Krankheitsbilder: „Ich muss auch einen Herzinfarkt erkennen und erstversorgen, auch wenn ich kein Facharzt für Kardiologie bin.“
Dr. Jan Wischermann bei der Vorbereitung auf den nächsten Einsatz als Notarzt.
Während seiner Arbeit begegnen ihm Menschen aller Altersklassen und mit unterschiedlichen Symptomen, auf die er sich neu einstellen muss. Von der Geburt – von denen er schon einige unverhofft begleitet hat – bis zum Einsatz im Seniorenheim ist alles möglich. Darum gilt auch, dass er nie von einer Routine bei seiner Arbeit spricht: „Jeder Einsatz ist unterschiedlich, es ist immer eine neue Situation. Natürlich gibt es bekannte Muster oder ich habe schon einmal eine ähnliche Situation erlebt, aber ich muss mich jedes Mal neu einstellen und mit voller Konzentration bei der Sache sein.“
Hin und wieder gibt es auch Einsätze, die dem erfahrenen Notarzt besonders nahegehen, zum Beispiel, wenn Kinder betroffen sind, es mehrere Schwerstverletzte gibt oder er zu einer Gewalttat gerufen wird. Auch in diesen Fällen gilt volle Konzentration zum Wohle der Patienten. Für alle erdenklichen Situationen hat er Equipment dabei. In dem Notfallrucksack findet sich Material zur ersten Hilfe oder auch ein Stethoskop, dass ihm bei vielen Einsätze gute Dienste geleistet hat. „Wir haben dank unserer Ausstattung viele Möglichkeiten, so können wir auch vor Ort ein EKG schreiben, Vitalwerte und vieles mehr messen, um den Zustand des Patienten einschätzen zu können“, erklärt der Notarzt. Und mit all dieser Ausrüstung wird Dr. Jan Wischermann auch weiterhin als Notarzt unterwegs sein, um Patienten in Herne zu versorgen.