Morgens auf der Intensivstation, mittags in der Geburtshilfe und nachmittags im Adipositaszentrum – das ist nichts Ungewöhnliches für Tatjana Sinner. Die 37-Jährige ist Diabetesassistentin im Marien Hospital Witten und kann von allen Stationen des Krankenhauses zu einem Patienten mit Diabetes gerufen werden. Für die Wittenerin ist das ein Heimspiel, denn vom Jahrespraktikum, über die Pflegeausbildung bis hin zur Weiterbildung zur Diabetesassistentin absolvierte sie alle beruflichen Stationen in dem Wittener Krankenhaus. Heute steht sie mit ihrem Fachwissen allen Patienten zur Seite, egal ob sie sich seit Kurzem oder bereits seit langer Zeit mit der Diagnose Diabetes beschäftigen.
Wenn Tatjana Sinner morgens mit ihrer Arbeit beginnt, schaut sie zunächst, welche Patienten heute eine Beratung rund um das Thema Diabetes benötigen. Der Arzt einer Station oder Fachabteilung fordert ein Konsil an, wenn eine Beratung notwendig ist. Die Zahl der Patienten variiert dabei von Tag zu Tag. Nachdem Tatjana Sinner eine Reihenfolge festgelegt hat, geht es direkt los. Mal ist sie dabei auf einer Station, mobile Patienten kommen auch zu ihr ins Büro.
Patientenschulungen kann Tatjana Sinner bei Bedarf direkt im Patientenzimmer halten.
Die Konsile, die die Diabetesassistentin an einem Tag durchführt, haben unterschiedliche Schwerpunkte. „Manche Patienten sind wegen einer anderen Erkrankung in das Marien Hospital Witten gekommen und bei einer routinemäßigen Kontrolle wurde die Diagnose Diabetes gestellt“, erklärt Tatjana Sinner. „Diese Patienten brauchen zunächst generelle Informationen rund um die Erkrankung und eine Schulung.“ Außerdem trifft die Wittenerin auch regelmäßig auf Patienten, die aufgrund eines sogenannten entgleisten Diabetes im Krankenhaus sind. Das sind Patienten, deren Blutzucker bei einer ambulanten Behandlung nicht mehr in den Griff zu bekommen ist und die aus diesem Grund stationär aufgenommen werden müssen. Zum Beispiel ist das der Fall bei Patienten mit Ketoazidose der Fall, dabei handelt es sich um eine Stoffwechselentgleisung, die durch Insulinmangel ausgelöst wird. Unbehandelt kann sie zu einem diabetischen Koma führen.
Heute berät Tatjana Sinner routiniert Patienten mit Diabetes und ist mit den Unterschieden von Diabetes Typ 1 und 2, aber auch Schwangerschaftsdiabetes vertraut. Das Wissen hierfür erwarb sie in ihrer Weiterbildung zur Diabetesassistentin. Dabei erlernen examinierte Pflegekräfte diabetologisches, ernährungswissenschaftliches und pädagogisches Wissen. Diese Weiterentwicklung förderte die St. Elisabeth Gruppe und übernahm auch die Kosten. Während Tatjana Sinner die Weiterbildung bereits 2015 erfolgreich abgeschlossen hat, befindet sich ihre Kollegin Arijana Ivis derzeit noch in der Weiterbildung. Tatjana Sinner unterstützt sie mit ihrem Wissen und gibt Anleitungen. Zudem bildet sich auch selber noch regelmäßig fort, um auf dem aktuellen Stand zu sein.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Arijana Ivis bleibt Tatjana Sinner immer auf dem neusten Stand rund um das Thema Zucker.
Dass Diabetes verschiedene Gründe hat, zeigt sich regelmäßig in der Arbeit von Tatjana Sinner. „Übergewichtige Patienten, die zum Beispiel im Adipositaszentrum betreut werden, haben das Ziel eines Gewichtsverlustes, um damit auch die Begleiterscheinung Diabetes zu behandeln. In diesem Fall gebe ich eine Therapieempfehlung und –anpassung“, erklärt die 37-Jährige. Des Weiteren betreut sie auch Patienten, die zum Beispiel durch eine akute Entgleisung Gewicht in kurzer Zeit verloren haben. „Für diese Patienten muss die Insulineinstellung neu berechnet werden“, so Tatjana Sinner. Und dann gibt es noch Frauen, die in der Schwangerschaft Diabetes entwickeln: Schwangere können aufgrund der Hormonumstellung vom sogenannten Schwangerschaftsdiabetes betroffen sein. „Sie sind häufig sehr dankbar, wenn sie Unterstützung bekommen – außer wenn es um die Ernährungsumstellung geht, denn die passt meistens nicht zu den Gelüsten einer Schwangeren“, lacht Tatjana Sinner.
Tatjana Sinner erklärt einer Patientin, wie Insulin gespritzt wird.
Derzeit arbeitet Tatjana Sinner ausschließlich für die Diabetesberatung und berät überall dort, wo sie angefordert wird. Nach dem Arbeitsalltag entspannt sie sich mit ihrer Familie: „Meine beiden Töchter, mein Mann und meine beiden Hunde freuen sich auf Unternehmungen sobald ich zu Hause bin“, erklärt die Wittenerin.