Notfälle betreuen und dabei einen kühlen Kopf behalten - das ist die Hauptaufgabe von Diana Beck. Sie ist examinierte Pflegekraft und arbeitet seit über zwei Jahren in der Zentralen Notaufnahme des Marien Hospital Herne - Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Wie abwechslungsreich ihr Arbeitsalltag ist, hat sie im Interview erzählt.
"Schon als Kind war es mein Traum, als Pflegekraft zu arbeiten", erzählt Diana Beck. Nach der Ausbildung in der St. Elisabeth Gruppe erhielt sie dann das Angebot, die Zentrale Notaufnahme, kurz ZNA, zu unterstützen. "An dem Bereich gefällt mir die Vielfältigkeit der behandelten Krankheitsbilder besonders gut. Dadurch habe ich die Möglichkeit, mein Fachwissen in vielen Bereichen wie der Urologie oder Geriatrie zu vertiefen."
Wird ein Patient mit Verdacht auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung in die Zentrale Notaufnahme eingeliefert, führen die Pflegekräfte eine EKG-Untersuchung durch, um die Funktion des Herzens zu überprüfen.
Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren unterstützt sie nun die Zentrale Notaufnahme, die sich grundlegend in ihren Abläufen von denen auf einer Station unterscheidet. "In der zentralen Notaufnahme werden täglich ausschließlich Notfälle und damit viele verschiedene Krankheitsbilder behandelt. Deshalb erlebt und lernt man jeden Tag etwas Neues", sagt die 23-Jährige. Anders als auf einer normalen Station gibt es daher nur wenige Routineaufgaben. Viele Tätigkeiten der klassischen Patientenversorgung, wie z. B. das Zusammenstellen der Medikamente oder die Essensverteilung, entfallen.
Kommt ein Patient in die Zentrale Notaufnahme, muss oft alles ganz schnell gehen: Als erstes erfolgt die sogenannte Triage - dabei handelt es sich um eine Einschätzung, wie dringend ein Patient im Vergleich zu anderen behandelt werden muss. "Mit zunehmender Erfahrung wird diese Aufgabe immer leichter. Oft hilft es aber auch, sich mit einem Kollegen auszutauschen, um die richtige Entscheidung zu treffen", erklärt die Bochumerin.
Wird ein Patient mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, werden die Pflegekräfte der ZNA vorab informiert. "Dadurch haben wir genügend Zeit uns auf den Notfall vorzubereiten." In vielen Fällen wird z. B. der Schockraum, der mit einem umfassenden technischen Equipment zur Behandlung von Notfällen ausgestattet ist, vorbereitet oder bereits ein zuständiger Arzt informiert. "Zu Beginn war ich immer sehr aufgeregt, wenn ein neuer Notfall eingetroffen ist. Mittlerweile konnte ich jedoch viele Erfahrungen sammeln und reagiere auch in Notfällen routinierter - die meisten Tätigkeiten laufen fast wie automatisiert ab", erzählt die Pflegekraft.
Zu den Hauptaufgaben von Diana Beck zählen unter anderem die Kontrolle der Vitalzeichen, die Blutabnahme oder die Durchführung von EKGs. "Je nachdem welche Erkrankung vorliegt, wird der Patient dann z. B. im OP oder im Herzkatheterlabor weiter behandelt."
In der Zentralen Notaufnahme ist es sehr wichtig, dass die Pflegekräfte schnell handeln beispielsweise, wenn sich die Vitalzeichen wie der Puls oder der Blutdruck eines Patienten schlagartig verschlechtern. "In solchen Situationen spielen Eigeninitiative und eine selbstständige, flexible Arbeitsweise eine wichtige Rolle", erzählt Diana Beck.
In der ZNA ist der Teamzusammenhalt und die Kommunikation im Arbeitsalltag besonders wichtig: "Man muss sich immer aufeinander verlassen können, vor allem, wenn man schnell handeln muss." Trotzdem herrscht eine offene und entspannte Arbeitsatmosphäre: "Bei Fragen kann man sich immer an andere erfahrene Kollegen wenden." Die Pflegekräfte werden aber auch mit schwierigen Situationen konfrontiert, wenn z. B. ein Patient mit einem Herzstillstand nicht wiederbelebt werden kann. "Solche Ereignisse werden im gesamten Team reflektiert - dies ist wichtig, um die Situation verarbeiten zu können", findet die Pflegekraft.
"Da wir nicht vorhersehen können, welche Patienten mit welchen Erkrankungen in die ZNA kommen, ist es wichtig, dass jedes Teammitglied mit jedem Notfall vertraut ist", berichtet Diana Beck. Bei neuen Teammitgliedern wird deshalb bei der Einarbeitung viel Wert darauf gelegt, dass sie von Anfang an ein möglichst breites Spektrum kennenlernen. "Wenn gerade keine Akutsituation vorhanden ist, üben wir auch pflegerische Tätigkeiten, die eher selten im Arbeitsalltag auftreten." So wird sichergestellt, dass jedes neue Teammitglied gut eingearbeitet wird und sich die Pflegekräfte der ZNA aufeinander verlassen können.
Schnell reagieren ist das A und O in der Notfallaufnahme: Damit alle Teammitglieder gut eingearbeitet sind, werden viele Tätigkeiten wie das Gipsen in regelmäßigen Abständen geübt.
Je nach Verletzung muss der betroffene Köperteil beim Anlegen des Gipsverbandes in einem bestimmten Winkel gehalten werden - wie z. B. hier beim Armdrücken.
"Im Team findet ein stetiger Austausch statt. Dadurch lerne ich auch viel von den erfahrenen Kollegen", so die 23-Jährige. Damit die Pflegekräfte darüber hinaus immer auf dem Laufenden bleiben, werden viele entscheidende Tätigkeiten wie die Reanimation in regelmäßigen Schulungseinheiten vertieft.
"Nach der Ausbildung war ich erstmal froh, dass ich keine weiteren Prüfungen absolvieren musste. Jetzt habe ich mich aber doch für die Weiterbildung zur Hygienebeauftragten entschieden", sagt sie. Darüber hinaus haben Pflegekräfte, die in der ZNA arbeiten, die Möglichkeit eine Fachweiterbildung in der Anästhesie und Notfallpflege abzuschließen und sich so auf dem Gebiet weiterzubilden.