Ein praktischer Einsatz während der Ausbildung auf einer neuen Station kann für Pflegeauszubildende sehr aufregend sein. Zum Glück stehen die angehenden Pflegekräften vor neuen Aufgaben nicht alleine, sondern bekommen dabei tatkräftige Unterstützung: Von Praxisanleitern wie Nese Güngör. Sie arbeitet neben ihrer Tätigkeit als examinierte Pflegekraft auch als Praxisanleiterin auf ihrer Station im St. Anna Hospital Herne. Dabei unterstützt sie Auszubildende dabei, ihr in der Theorie gelerntes Wissen praktisch anzuwenden und den Umgang mit Patienten zu lernen. Doch vor allem, steht sie bei Fragen jederzeit mit ihrer Erfahrung zur Seite.
An ihre eigene Ausbildung als Pflegekraft kann sich Nese Güngör noch gut erinnern. Nach ihrer ersten Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau schulte sie beruflich noch einmal um und folgte dem Beispiel zahlreicher Familienmitglieder: Sie ging in die Pflege. Die Aufregung vor den praktischen Einsätzen und auch mögliche Hemmungen, erfahrene Pflegekräfte anzusprechen und alle Fragen zu stellen, sind ihr gut in Erinnerung geblieben. Heute, nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung, hat sie im St. Anna Hospital Herne quasi die Seiten gewechselt und möchte für die Auszubildenden eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin sein, der alle Fragen gestellt werden können.
Pflegerische Tätigkeiten vermitteln, Ansprechpartnerin für Auszubildende sein und den Patienten im Blick behalten, das sind die Aufgaben einer Praxisanleiterin, wie hier beim Anlegen eines Verbands.
Neben ihrer Tätigkeit als Pflegekraft auf einer orthopädischen Station ist sie als Praxisanleiterin tätig. Sie ist dafür also nicht freigestellt, sondern übt beide Arbeiten parallel aus. In der Funktion als Praxisanleiterin führt sie die Auszubildenden durch ihren praktischen Einsatz. Die Tätigkeiten, bei denen sie Auszubildende unterstützt sind vielfältig und umfassen zum Beispiel:
Dabei ist der Praxisanleiterin wichtig, jede Tätigkeit vollumfänglich anzuleiten. „Ein gutes Beispiel ist das das Austeilen von Essen. Als Pflegekraft sollte ich das Essen nicht einfach hinstellen, sondern ich muss mir auch den Patienten anschauen – schafft der Patient es, das Brötchen selber aufzuschneiden und zu schmieren? Oder braucht er Hilfe? Vielen Patienten ist es unangenehm nach Unterstützung für solche eigentlich einfachen Tätigkeiten zu fragen, dabei sind gerade nach Operationen die Bewegungen noch eingeschränkt. Sie essen aus diesem Grund nicht und lassen das Essen nahezu vollständig zurückgehen. Dabei ist es für die Genesung wichtig, dass die Patienten essen“, weiß Nese Güngör. „Pflege ist eben mehr als nur Essen austeilen, es ist wichtig den Patienten als Ganzen im Blick zu behalten. Es ist wichtig zu sehen, wenn der Patient nicht isst und ihm zu helfen.“
„Pflege ist mehr als nur Essen austeilen“, diese Botschaft gibt Nese Güngör auch ihren Auszubildenden mit, hier bei einer Anleitung eines Patienten, der Probleme mit dem selbstständigen Essen hat und Unterstützung benötigt.
Neben dem Vermitteln von pflegerischen Abläufen liegt der Gelsenkirchenerin auch das Thema Kommunikation sehr am Herzen: „Ich übe mit den Auszubildenden die Kommunikation zwischen Auszubildenden und Patienten. Wie stelle ich mich am Patientenbett vor? Wie kommuniziere ich pflegerische Handlungen? Als Pflegekraft kann ich meine Patienten nicht einfach berühren, sondern muss im Dialog mit den Patienten bleiben.“ Eine gute Kommunikation ist ihr auch im Austausch mit den Auszubildenden wichtig. „Ein Feedback an die Auszubildenden wird nicht am Patientenbett gegeben. Wir leiten die Auszubildenden am Patienten an und nehmen uns im Anschluss die Zeit für ein reflektierendes Gespräch, in einem separaten Raum und nicht im Patientenzimmer.“
Für die Tätigkeit der Praxisanleitung wurde sie von ihrer Stationsleitung vorgeschlagen. „Ich bin geduldig, arbeite gerne mit Auszubildenden und möchte mein Herz für die vielfältigen pflegerischen Tätigkeiten an den Nachwuchs vermitteln, da fiel mir die Entscheidung zuzusagen nicht schwer“, erinnert sich Nese Güngör. Außerdem hatte sie ein gutes Vorbild in der Familie. Ihr Bruder Baris Kesici, der als Anästhesiepfleger im St. Anna Hospital arbeitet und sie vor sieben Jahren von einem Wechsel in das Herner Krankenhaus überzeugte, ist ebenfalls Praxisanleiter. Und so drückte die Gelsenkirchenerin rund ein Jahr lang erneut die Schulbank, um nach ihrer Weiterbildung als Praxisanleiterin tätig zu sein. Die Weiterbildung wird von der St. Elisabeth Gruppe übernommen. Jedes halbe Jahr frischt sie ihr Wissen zu diesem Thema außerdem auf. Auch die Vorbereitungen auf das praktische Examen betreut sie mit ihrer Qualifikation, ebenso begleitet sie das praktische Examen der Auszubildenden als Prüferin.
Früher hat Nese Güngör ihre Auszubildende angelernt, heute sind die beiden gemeinsam als examinierte Pflegekräfte auf der Station tätig und mobilisieren gemeinsam einen Patienten.
Das schönste Kompliment für Nese Güngör? „Mittlerweile habe ich einige neue Kollegen auf meiner Station, die ich selber in ihren praktischen Einsätzen während der Ausbildung angelernt habe“, berichtet sie stolz. Die Kollegen, deren Ausbildung sie – offensichtlich mit großem Erfolg – unterstützt hat und die erfolgreich ihr Examen bestanden haben, übernehmen nun routiniert selber die Aufgaben als examinierte Pflegekraft. Mit diesen Beispielen vor Augen übt Nese Güngör weiterhin gerne ihre Rolle als Praxisanleiterin aus.