Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Pflegefachfrau, in denen Auszubildende Einblicke in verschiedene Bereiche des Pflegealltags bekommen. Nach der Ausbildung wird reflektiert welcher der verschiedenen Bereiche am besten gefallen hat und darauf folgt die Entscheidung, auf welcher Station man gerne arbeiten möchte. Nicht so bei Tugce Demir. Mit 27 Jahren hat sie einen eher ungewöhnlichen Weg ins Herzkatheterlabor genommen.
Nach ihrem Realschulabschluss absolvierte Tugce Demir eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten. „Ich mag den Patientenkontakt. In die Zahnarztpraxis kommen die Patienten in regelmäßigen Abständen. Es wird eine Verbindung zu ihnen aufgebaut und man weiß meist sehr genau, was im Laufe eines Tages auf einen zukommt“, erklärt die Hagenerin. Doch sie hat weitere Ziele für ihre Zukunft, sie möchte sich weiterbilden und so viel wie möglich lernen. „Eine Arbeitskollegin hat mir damals gesagt, dass die Kardiologie in Hagen noch Personal sucht und da habe ich mich mit einer anderen Kollegin einfach beworben“, erinnert sie sich.
Tugce Demir bereitet die Elektroden für die Elektrophysiologische Untersuchung vor.
Als Quereinsteigerin hat Tugce Demir in der Kardiologie eines Krankenhauses in Hagen angefangen. Währenddessen hat sie vor allem in der Diagnostik mit EKG und Echokardiographie gearbeitet. „Ich wollte mich auch hier weiter- und fortbilden und mich dabei gerne spezialisieren. Leider konnte Hagen mir keinen Job im Herzkatheterlabor bieten“, erklärt die Hagenerin. Bei der Suche nach einer Anstellung in einem Herzkatheterlabor stieß sie auf die Stellenausschreibung der Kardiologischen Klinik des Marien Hospital Witten und erhielt den Job. „Jetzt habe ich genau das, was ich wollte: Einen Job der mir Spaß macht in einem Krankenhaus, das mich bei Fort- und Weiterbildungen unterstützt“, freut sich die Quereinsteigerin.
Tugce Demir bereitet während der OP die Infusion vor.
„Manchmal haben wir wochenlang keinen Zwischenfall und an anderen Tagen gibt es zwei Herzinfarkte an einem Tag. Darauf muss man sich vorbereiten“, berichtet Tugce Demir. Aus diesem Grund nimmt sie regelmäßig an Reanimationskursen teil, die als Fortbildungen angeboten werden. Weiter erklärt sie: „Eine Reanimation ist in jedem Fall eine Ausnahmesituation. Die regelmäßigen Fortbildungen helfen mir, in solchen Situationen ruhig und routiniert zu handeln.“ Die Forschung entwickelt sich fortlaufend weiter und so auch die Geräte und Produkte mit denen in einem Herzkatheterlabor gearbeitet wird. Auch dafür gibt es regelmäßig Kurse, die die motivierte Hagenerin besucht.
Während den verschiedenen Untersuchungen und Eingriffen ist Tugce Demir immer mit dabei.
Wenn sie bei der Arbeit ankommt steht zuerst eine Kontrollrunde auf dem Plan. Für die Arbeit im Herzkatheterlabor muss der Raum entsprechend vorbereitet sein, der Notfallwagen muss bereitstehen und der Defibrillator funktionieren. Anschließend prüft sie, welche Operationen anstehen und bereitet den Operationstisch für die erste OP vor. Je nach Untersuchung oder Behandlung müssen unterschiedliche Elektroden und Materialien bereitgestellt werden. „Im Herzkatheterlabor weiß ich nie was auf mich zu kommt. Eine Behandlung kann sich während des Eingriffs ändern, die Vitalwerte fallen ab oder es wird etwas entdeckt, was auch direkt behandelt werden kann. Ich arbeite hier proaktiv und halte mit dem behandelnden Arzt Rücksprache, wenn mir eine Veränderung auffällt.“
Über den Perfusor stellt Tugce Demir in Absprache mit dem behandelnden Arzt die Medikation ein.
Wer denkt, in einem Herzkatheterlabor hätte Tugce Demir keinen Kontakt mehr zu Patienten, täuscht sich. Bei einigen Eingriffen sind die Patienten sediert bei anderen sind die Patienten bei Bewusstsein. Doch in beiden Fällen ist sie Ansprechpartnerin für die Patienten, spricht mit ihnen um sie zu beruhigen. Die Patienten kommen mit Beschwerden wie Herzrasen, Atemnot oder Herzrhythmusstörungen in das Herzkatheterlabor. Nach der Behandlung ist für Tugce Demir eines ganz besonders: „Die Freude in den Augen der Menschen zu sehen, wenn wir ihnen nach der Behandlung sagen, dass sie beschwerdefrei sein werden – dann denke ich mir: Heute habe ich etwas Gutes getan! Ich stelle mir vor, dass unsere Patienten Eltern sind, oft natürlich von schon erwachsenen Kindern. Dann denke ich mir, dass wir ihnen Lebenszeit schenken, die sie mit ihren Liebsten verbringen können. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“