Nach der Schule über eine Ausbildung in den Berufsalltag einsteigen – für viele Menschen ist dies der gewohnte Ablauf neben der Möglichkeit, über ein Studium in das Berufsleben zu starten. Dass ein Studium auch später noch neben dem Beruf ein Thema sein kann, zeigt Melanie Heikenfeld, Lehrkraft für operationstechnische Assistenten (OTA) und anästhesietechnische Assistenten (ATA) an der Schule für Berufe im Operationsdienst der St. Elisabeth Gruppe. Nach der Geburt ihrer Töchter traf sie die Entscheidung, sich beruflich noch einmal über das Masterstudium „Pädagogik und Digitales Lernen“ innerhalb der St. Elisabeth Gruppe weiterzubilden. Nun unterrichtet Melanie Heikenfeld am Campus der St. Elisabeth Gruppe Auszubildende an der OTA-/ATA-Schule.
Ärzte und Fachkräfte im Operationssaal unterstützen, Patienten vor, während und nach einer Operation betreuen und mit medizinischen wie technischen Geräten und Instrumenten im OP arbeiten – das sind Themen, die Melanie Heikenfeld faszinieren. Lange hat sie selbst im OP gearbeitet, heute sitzt Melanie Heikenfeld am Schreibtisch und bereitet Unterricht vor oder ihre Schüler erleben sie im Klassenzimmer, wo sie selbst Auszubildende unterrichtet. Gerne denkt die Bottroperin dabei an ihre eigene Zeit im OP zurück. „Der OP war mein Leben!“, schwärmt Melanie Heikenfeld über ihren früheren Beruf. Nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Krankenschwester im Oktober 2001 absolvierte die 45-Jährige die Fachweiterbildung zur OP-Schwester. Im Jahre 2011 schied sie dann aus dem OP aus und ging in Elternzeit.
Am Campus der St. Elisabeth Gruppe unterrichtet Melanie Heikenfeld angehende OTA und ATA.
Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter merkte Melanie Heikenfeld jedoch, dass sie den Anforderungen ihres Berufes als OP-Schwester nicht mehr gerecht werden kann. „Die 24h-Bereitsschaftsdienste haben mich herausgefordert. Mein Mann ist Arzt und ist beruflich sehr stark eingebunden – ich musste mir also eine Lösung überlegen, damit unsere Kinder nicht auf der Strecke bleiben.“ Nach reiflicher Überlegung kam ihr der Gedanke, an der FOM Hochschule in Essen, einem Kooperationspartner der St. Elisabeth Gruppe, ein Bachelorstudium der Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik aufzunehmen, um in den Lehrberuf einzusteigen. Für dieses berufsbegleitende Studium ließ sich Melanie Heikenfeld drei Jahre lang für einen Teil der Arbeitswoche von der St. Elisabeth Gruppe freistellen. Bereits vor ihrem erfolgreichen Bachelorabschluss im Oktober 2021 bewarb sich Melanie Heikenfeld initiativ als Lehrkraft am Campus der St. Elisabeth Gruppe und wurde eingestellt. Ihr Einstieg in den Lehrberuf erfolgte nahtlos an ihren Bachelorabschluss und bereits im selben Monat nahm sie ihre Lehrtätigkeit am Campus auf.
Heute unterrichtet die gebürtige Wanne-Eickelerin am Campus der St. Elisabeth Gruppe angehende OTA und ATA an der Schule für Berufe im Operationsdienst. Neben ihrer Lehrtätigkeit absolviert Melanie Heikenfeld den Masterstudiengang „Pädagogik und Digitales Lernen“.
Lange hat sie selbst im OP gearbeitet, heute sitzt Melanie Heikenfeld am Schreibtisch und bereitet Unterricht vor oder ihre Schüler erleben sie im Klassenzimmer, wo sie zum Beispiel mit ihnen übt, wie man einen Katheter legt.
Das Masterstudium im Bereich des Gesundheitswesens dauert fünf Semester und wird in Kooperation mit der FOM-Hochschule von der St. Elisabeth Gruppe angeboten. Das Studium findet hauptsächlich am Campus, einige Fächer auch online statt. „Am Präsenzunterricht gefällt mir die Möglichkeit, sich noch direkter mit anderen Kommilitonen auszutauschen und so Impulse für die eigene Arbeit zu bekommen.“, so die Master-Studentin. Das Studium lässt sich auch, wenn nötig, kostenlos um ein Semester zu verlängern – sowohl im Bachelorstudium als auch im Masterstudium. Eine große Hilfe für Melanie Heikenfeld, denn durch die Entlastung kann sie sich besser um ihre Kinder kümmern. „Und falls uns etwas stört oder wir Verbesserungsvorschläge zu Abläufen und Organisation haben, nimmt die Hochschule sich dieses Feedback auch zu Herzen. Das Ziel ist immer, die Studienerfahrung für die Studenten weiter zu verbessern.“
Jede Woche ist Melanie Heikenfeld an zwei Tagen für die Vorlesungen von ihrer Arbeit freigestellt, an drei Tagen arbeitet sie in Teilzeit als Lehrkraft am Campus. Dass sich Arbeit und Studium am selben Ort befinden ist für sie ein Riesenvorteil. Vor Ort am Campus hat die Lehrkraft ein eigenes Büro und kann in den Pausen zwischen den Vorlesungen oder morgens noch vor Vorlesungsbeginn schon Organisatorisches erledigen und ihren Unterricht vor- und nachbereiten.
In den ersten vier Semestern besucht Melanie Heikenfeld jeweils vier Fächer, die alle aufeinander aufbauen. Zu diesen Fächern gehören unter anderem:
Die Themenvielfalt des Studiums macht ihr viel Spaß. Da das Studium einen theoretischen Fokus hat und für Lehrkräfte gedacht ist, nutzt sie in ihren eigenen Unterricht, um neue Einblicke und Methoden aus dem Studium direkt anzuwenden zu können.
„Das Fach Heterogenität hat mir besonders gut gefallen“, hebt sie hervor. „In dem Bereich geht es darum, sich detaillierter mit der Zusammensetzung von Gruppen und Klassen auseinanderzusetzen.“ In der Erwachsenenbildung gibt es Menschen unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Herkunftsländern und sozialen Schichten mit unterschiedlichen Ansichten und Lebensweisen. „Der Umgang mit so vielen verschiedenen Typen ist nicht immer einfach und erfordert Fingerspitzengefühl“, bemerkt Melanie Heikenfeld. „Daher ist es im Unterricht wichtig, auch die Perspektive von Schülern einzunehmen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.“
In regelmäßigen Abständen kehrt Melanie Heikenfeld in den OP zurück: Zum Beispiel, wenn sie Prüfungen abnimmt oder wie hier in Unterrichtseinheiten am campuseigenen OP Skills Lab.
Mit einem Masterabschluss im Bereich „Pädagogik und Digitales Lernen“ bietet sich die Gelegenheit, die Position einer Kursleitung einzunehmen. Auch eine Promotion ist denkbar, wenn Absolventen des Masterstudienganges ihre Zukunft in der Forschung sehen. Darüber hinaus wird die Tür noch weiter aufgestoßen, eine höhere Leitungsposition einzunehmen, beispielsweise als Schul- oder auch als Bereichsleitung. „Ich habe mir noch keine abschließenden Gedanken gemacht, wie es beruflich für mich persönlich weitergeht. Gleichzeitig zu studieren und zu arbeiten ist arbeitsintensiv und ich vermisse den OP auch sehr, aber das Unterrichten macht mir einfach unglaublich viel Spaß.“
Den Lehrberuf möchte Melanie Heikenfeld nicht wieder verlassen. Sie könne sich sogar vorstellen ihre Stelle aufzustocken, wenn ihre beiden neun und 12 Jahre alten Töchter irgendwann alt genug sind. Auch gefällt ihr, dass sie einen ihrer ehemaligen Wegbegleiter gelegentlich wiedersieht: „In regelmäßigen Abständen komme ich in den OP zurück, da es auch zu meinen Aufgaben gehört, Prüfungen abzunehmen. So kann ich hin und wieder auch mal OP-Luft schnuppern.“