Trotz chronischer Rheuma-Erkrankung wieder wohl im Körper fühlen: Einen großen Anteil dazu leisten Masseure und medizinische Bademeister. So auch Sabine Trostmann, die seit fast 30 Jahren im Rheumazentrum Ruhrgebiet arbeitet. Von der klassischen Massage über Elektrotherapie bis hin zu Bewegungsbädern sind dabei Beispiele für die vielfältigen Aufgaben.
Die therapeutische Behandlung nimmt im Rheumazentrum Ruhrgebiet eine besondere Rolle ein. Nachdem die Ärzte eine ausführliche Diagnose gestellt haben, entscheiden sie über die Dauer des Aufenthalts der Patienten und die medizinische Behandlung. Im Anschluss übernehmen die Therapeuten einen wichtigen Teil der Behandlung. So steht im ersten Schritt ein längeres Gespräch zur Befundung an: Die Patienten berichten, welche Beschwerden sie konkret haben und welche Bewegungen sie ausführen können. Sabine Trostmann erklärt ihnen dann die vielfältigen Angebote und beide entscheiden gemeinsam über den Therapieplan.
Als Masseurin und medizinische Bademeisterin übernimmt Sabine Trostmann vielfältige Therapiebehandlungen, zum Beispiel die Elektrotherapie zur Schmerzreduktion und Förderung der Durchblutung.
Fingergymnastik, Hockergymnastik, Physikalische Therapie, Elektrotherapie, Bewegungsbäder, Massagen – die Liste der Möglichkeiten ist lang. „Diese Vielfalt an Angeboten macht für mich als Therapeutin den Beruf so spannend“, erzählt die 51-Jährige. So ist jeder Tag anders und auch innerhalb eines Arbeitstages stehen immer wieder andere Aufgaben an. Für manche Ansätze werden spezielle Weiterbildungen benötigt. Sabine Trostmann ist zum Beispiel auf Lymphdrainage spezialisiert und ausgebildete Aquatrainerin. „Beim Bewegungsbad mache ich am Rand des Therapiebeckens die Übungen vor, wobei zehn bis zwölf Teilnehmer in einer Gruppe sind. Ich kann auch Material einsetzen, zum Beispiel Poolnudeln oder Gewichte. Das mache ich davon abhängig, welche Erkrankungen die Patienten haben und was ihnen guttut.“
Um die Behandlung für jeden Rheumaerkrankten zu optimieren, steht sie immer wieder im Austausch mit den behandelnden Physiotherapeuten. „Wir als Masseure übernehmen verschiedene Therapieansätze, bei denen der Patient im Gesamten behandelt wird und sich in der Regel entspannen kann. In der Physiotherapie hingegen wird der Fokus auf Bewegungstherapie und die konkreten Schmerzen an bestimmten Stellen gelegt“, erklärt sie. Beispielsweise wird der Patient in der Physiotherapie selbst aktiv und lernt Übungen zur Stärkung der Muskulatur. Anschließend aktiviert die Masseurin und medizinische Bademeisterin in der Elektrotherapie erneut die Muskulatur und trägt so zur Reduktion der Schmerzen bei.
„Im Laufe des Tages übernehme ich immer wieder neue Patienten und muss mich auf die Person und die Erkrankung einlassen“, beschreibt Sabine Trostmann eine der größten Herausforderungen in ihrem beruflichen Alltag. „Chronisch erkrankte Menschen haben noch einmal besondere Bedürfnisse und benötigen immer mal wieder Zuspruch. Manchmal steht ein Gespräch im Mittelpunkt einer Behandlung, dann können wir oft auch einen Beitrag zu der mentalen Verfassung leisten.“
Die weitere Behandlung der Patienten stimmt Sabine Trostmann eng mit ihren Kollegen aus verschiedenen Therapieberufen ab.
Besondere Momente erlebt die Masseurin und medizinische Bademeisterin immer wieder. Einige Patienten kommen regelmäßig in die Klinik, um ihre rheumatischen Erkrankungen behandeln zu lassen. „Die Symptome von Rheuma werden auch vom Wetter beeinflusst. Wenn es im Frühjahr oder Herbst schlechter wird, kommen sie für eine oder zwei Wochen zu uns, erhalten eine individuell abgestimmte Therapie und können danach wieder arbeiten gehen“, betont sie. In Erinnerung geblieben ist ihr eine Patientin, die im Rollstuhl saß, als sie im Rheumazentrum aufgenommen wurde. „Die Patientin ist nicht davon ausgegangen, dass sie schnell Erfolge erreichen kann. Nach zwei Wochen Therapie ist sie lachend über den Flur gelaufen. Das ist toll zu sehen.“
Für den Gesundheitsbereich interessierte sich die Hagenerin schon früh. Durch ein Praktikum in einem Krankenhaus wurde ihr jedoch schnell klar: „Die Pflege ist nichts für mich.“ Stattdessen wurde sie während des Praktikums auf den Beruf der Masseurin und medizinischen Bademeisterin aufmerksam und entschied sich für die schulische Ausbildung. „Ich wollte gerne Menschen therapeutisch helfen, ihre Beweglichkeit steigern und so das allgemeine Wohlbefinden im Körper verbessern“, erinnert sich die 51-Jährige. Erfahrungen in einem Krankenhaus sammelte sie während ihres Anerkennungspraktikums in der Ausbildung. Anschließend arbeitete sie in einer Massagepraxis, wollte allerdings lieber wieder die Therapie von Patienten in einem Krankenhaus übernehmen.
Dass die Hagenerin 1993 im Rheumazentrum angefangen hat, war Zufall. Ihre Großeltern lebten in Herne und deshalb hat sie sich beworben. Tiefergehende Erfahrungen mit rheumatischen Erkrankungen hatte sie vorher nicht. „Erst hier habe ich gelernt, wie komplex und verschieden die Auswirkungen auf die Patienten sind“, berichtet Sabine Trostmann. „Im Rheumazentrum können wir durch die Medizin und die Physikalische Therapie die Lebensqualität der Patienten verbessern. Auch nach fast 30 Jahren mache ich meinen Beruf sehr gerne.“