Die Sportart Pilates ist vielen Gesundheits- und Sportfans ein Begriff. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eine angesagte Fitnessart, sondern auch um eine effiziente Therapiemöglichkeit bei verschiedenen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Das gilt insbesondere dann, wenn bei den Pilatesübungen ein spezielles Gerät, der Reformer, zum Einsatz kommt. Susanne Geitel ist die erste Therapeutin für Pilates am Gerät in der St. Elisabeth Gruppe. Ihr Job im Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik am Standort St. Anna Hospital gehört damit zu den seltenen Berufsbildern im Krankenhausumfeld.
Wie sind Sie zum Pilates gekommen?
Ich habe eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht und im Anschluss einige Semester Medizin studiert. Physiotherapie alleine war mir zu passiv, Medizin zu theoretisch. Ich hatte immer schon Spaß an Bewegung und am Umgang mit Menschen. Mein jetziger Job setzt einen starken Fokus auf Bewegung, die natürliche Aktivierung des Körpers und vereint darüber hinaus umfassende anatomische und physiologischen Kenntnissen.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, Pilates-Therapeutin zu werden?
Das St. Anna Hospital bietet die Möglichkeit, sowohl dynamisch als auch therapeutisch zu arbeiten. Viele halten Pilates für eine reine Wellness-Sportart, was nicht zutrifft. Das belegt auch die Tatsache, dass Pilates am Gerät im Rahmen der Krankengymnastik am Gerät seit kurzem ärztlich verordnet werden kann. Ich behandele mit Hilfe meines Übungsgerätes Menschen mit akuten sowie chronischen Krankheitsbildern ebenso wie Sportler, die ihr Training effektiv ergänzen und ihren Bewegungsablauf optimieren möchten. Jeder hat ganz individuelle Anforderungen und Ziele, das ist sehr abwechslungsreich.
Wo haben Sie Ihre Ausbildung absolviert?
Ich habe zuerst mehrere Weiterbildungen im Bereich Pilates gemacht, hatte aber immer das Gefühl, dass dabei noch etwas gefehlt hat. Meine Ausbildung für Pilates am Gerät, das heißt den fachkundigen Umgang mit dem Reformer als Übungsgerät, habe ich bei Polestar Pilates absolviert. Polestar ist weltweit führend in der Ausbildung auf dem Gebiet der Pilates-Therapie und vom Deutschen Pilates-Verband anerkannt.
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung an Ihrem Job?
Die Individualität des Körpers mit den unterschiedlichen Bewegungsmustern sehr differenziert zu betrachten und gezielt individuell darauf einzugehen.
Wie wirkt sich die Pilates-Therapie am Gerät aus?
Die Übungen am Gerät helfen dabei, den Körper wieder zu organisieren, z. B. nach bewegungseinschränkenden Erkrankungen wie einem Bandscheibenvorfall. Die Bewegungsabläufe werden durch gezielte Übungen und präzise Anleitung wieder besser ausgeführt und dadurch auch ökonomischer, weil man weniger Energie verbraucht. Viele Patienten berichten, dass ihnen Bewegung nach der Therapie wieder mehr Spaß macht. Die Übungseinheiten fordern einen nicht nur physisch, sondern auch mental. Die tiefliegende Muskulatur wird aktiviert und auch die anderen umliegenden Strukturen werden mit einbezogen.
Welche Schlüsselfähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man den Job machen möchte?
Man sollte eine gute körperliche Fitness mitbringen und sich verbal sehr gut ausdrücken können, um die Patienten bei ihren Übungen erfolgreich anzuleiten. Darüber hinaus benötigt man unbedingt ein Auge fürs Detail sowie ein hohes Maß an Präzision und Kontrolle, um Bewegungsmuster richtig analysieren zu können.