Von der Nuklearmedizin über die Diagnostische Radiologie bis hin zur Lehrerin im Gesundheitswesen – Sabine Simon-Gronwald hat in ihrer Berufslaufbahn als Medizinische Technologin für Radiologie (MTR) schon sehr unterschiedliche Erfahrungen sammeln können. Doch letztendlich hat es sie immer wieder in „ihre“ Abteilung gelockt – das Institut für Diagnostische, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.
„Die Nuklearmedizin wird oft als Aufgabenbereich für eine MTR unterschätzt. Auch für mich war es zunächst Zufall, dass ich dort eingesetzt wurde“, erklärt Sabine Simon-Gronwald. Ein Unterschied im Vergleich zu der Diagnostischen Radiologie mit Röntgen, CT und MTR ist hierbei, dass der Patient radioaktiv strahlt und nicht das Gerät. „Die Patienten bekommen dazu eine radioaktive, organspezifische Substanz gespritzt. Die Strahlenbelastung für die Patienten ist dabei in den meisten Fällen geringer, als zum Beispiel bei einer CT-Untersuchung. Mithilfe der Gammakamera stellen wir die Funktion des Organs dar. Zum Beispiel können wir bildlich darstellen, wie viel der verabreichten radioaktiven Substanz ein Knoten in der Schilddrüse aufnimmt. Daraus können wir herleiten, ob der Knoten eher gutartig ist oder noch weitere Untersuchungen notwendig sind.“ Diese Erkenntnisse wertet dann der Nuklearmediziner aus und leitet sie an den jeweiligen Facharzt weiter.
Sabine Simon-Gronwald platziert die Patientin unter der Gammakamera.
Neben der Untersuchung von (möglicherweise) bösartigen Tumoren, gibt es in der Nuklearmedizin eine Vielzahl weiterer Krankheitsbilder. Hier wird beispielsweise ebenfalls überprüft, wie stark das Ausmaß einer rheumatischen Erkrankung ist oder ob die Schmerzen in der neuen Hüfte darauf zurückzuführen sind, dass die Prothese nicht festsitzt. Auch bei Verdacht auf Metastasen von Tumoren kommt die Nuklearmedizin zum Einsatz. Mit einer sogenannten Skelettszintigraphie wird der gesamte Körper mit der Gammakamera untersucht. Ein Patient von Sabine Simon-Gronwald konnte diese Untersuchung nicht wie üblich im Liegen durchführen, sondern nur im Sitzen oder Stehen. „In solchen Fällen können wir die Untersuchung nicht mit der standardisierten Vorgehensweise durchführen. Die beiden Detektorköpfe der Gammakamera sind üblicherweise unter und über dem liegenden Patienten positioniert. Für den Patienten haben wir dann die Kameraköpfe umgestellt und sehr genau neu eingestellt. Wir schauen bei jedem Patienten individuell, wie wir die besten und genauesten Bilder erstellen können. Da die Aufnahmen in dem Fall nicht dem Standard entsprechen, nutzen wir einen leicht radioaktiven Marker zur Orientierung“, erzählt sie. So wurde zum Beispiel sichergestellt, dass die linke und rechte Körperhälfte nicht vertauscht werden.
Sabine Simon-Gronwald schaut sich das Szintigramm an, während der Patient weiter unter der Gammakamera liegt.
In der Nuklearmedizin des Marien Hospital Herne werden die Aufgabenbereiche Heißraum, Gammakamera/SPECT-CT und Herzbelastungsplatz unterschieden. Im Heißraum bereitet ein Medizinischer Technologe für Radiologie (MTR) die Radiopharmaka vor, die spezifisch für jede Untersuchungsart individuell hergestellt werden. Diese Tätigkeit erfordert ein besonders konzentriertes und genaues Vorgehen. „Der Strahlenschutz steht immer an erster Stelle, sowohl für die Patienten als auch für uns Mitarbeiter“, betont die MTR. „Die nuklearmedizinischen Geräte werden genauso wie die hergestellten Radiopharmaka täglich in Qualitätskontrollen überprüft. Für uns Mitarbeiter gibt es mehrere Verfahren, um die Strahlenbelastung im Blick zu behalten. Zum Beispiel untersuchen wir uns mithilfe eines Monitors mehrmals täglich auf eine mögliche Kontamination an Händen, Füßen und der Kleidung.“
Die Untersuchungen mit den im Heißraum vorbereiteten Radiopharmaka werden dann mithilfe der Gammakamera bzw. SPECT-CT durchgeführt. Bei diesen Aufgaben stehen zum einen der Patientenkontakt und zum anderen die nuklearmedizinische Technik im Fokus der MTR. Das Team rotiert dabei üblicherweise wochenweise zwischen den Tätigkeitsbereichen, wobei manche Mitarbeiter im Wechsel in der Diagnostischen Radiologie und der Nuklearmedizin tätig sind und so eine zusätzliche Abwechslung im Arbeitsalltag haben.
Am Ende des Arbeitstages wird der ganze Raum mit einem Geigerzähler auf Radioaktivität überprüft.
Nach dem Abitur hatte Sabine Simon-Gronwald ein konkretes Ziel vor Augen: Pharmazie studieren. Doch der Numerus clausus sorgte dafür, dass sie sich zumindest vorerst nach einer Alternative umsehen musste. „Eine Schulkameradin wollte Medizinisch-technischer Radiologieassistent, also MTRA, werden und hat mich so auf den Beruf aufmerksam gemacht. Ich fand die Kombination aus Patientenkontakt und radiologischer Technik spannend“, erzählt sie. „Heute bin ich froh, dass ich mich dazu entschieden habe. Die Patienten freuen sich, wenn wir ihnen ihre Ängste nehmen und zur Ablenkung auch mal Späße machen. Zusammen mit der ständigen technischen Weiterentwicklung macht das den Beruf so besonders.“
Nach ihrer Ausbildung begann die gebürtige Hattingerin im Juli 1985 in der Nuklearmedizin des Marien Hospital Herne, wo sie nach ein paar Jahren in die Röntgenabteilung wechselte. „Zu der Zeit war das CT ganz neu“, erinnert sie sich. In den folgenden Jahrzehnten war sie in verschiedenen Radiologien tätig. „Der Blick über den Tellerrand war immer wieder hilfreich: Wie sind andere Abteilungen oder Praxen organisiert und was können wir dadurch lernen? Aber letztendlich ist die Nuklearmedizin des Marien Hospital Herne die Abteilung, in der ich mich wohlfühle und deshalb hat es mich immer wieder hierhin zurück gelockt.“
Die Anleitung von Auszubildenden ist eine weitere Aufgabe, für die sich die Hernerin begeistern kann. Deshalb absolvierte sie die Weiterbildung zur Lehrerin im Gesundheitswesen und arbeitete ein Jahr lang an einer Schule für MTR. „Ich habe durch die Zusammenarbeit mit den Auszubildenden viel gelernt und war mit ihnen auch im Marien Hospital Herne, habe also den Kontakt gehalten. Letztendlich hat mir aber der Patientenkontakt und die praktische Arbeit in der Nuklearmedizin zu sehr gefehlt“, berichtet sie. „Deshalb bin ich nun seit dem Sommer 2023 wieder im Marien Hospital Herne und leite hier weiterhin die Auszubildenden an, inzwischen auch die eigenen Auszubildenden der St. Elisabeth Gruppe. Ich habe bereits ein eigenes Versuchslabor in der Nuklearmedizin aufgebaut, mit dem die Auszubildenden zum Beispiel erst einmal mit Kochsalz üben können.“
Im Heißlabor unterstützt die MTR ihre Auszubildende beim Aufziehen der Spritze mit der radioaktiven Substanz.
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