St. Elisabeth Gruppe - Patientennahe Einblicke in den Hausarzt-Beruf: Die medizinische Lehrpraxis
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Patientennahe Einblicke in den Hausarzt-Beruf: Die medizinische Lehrpraxis

Ein Medizinstudium dauert in Deutschland zwischen 12 und 13 Semestern. Den größten Anteil nehmen dabei die theoretischen Studien ein. Medizinische Lehrpraxen bieten Studierenden, die sich für das Gebiet der Allgemeinmedizin interessieren, schon während ihres Studiums wichtige praktische Einblicke in den Hausarztberuf. Für viele angehende Mediziner bedeutet dies den ersten realen Patientenkontakt in einer hausärztlichen Praxis.

Dr. Stefanie Grüter und Petra Stuckmann, deren hausärztliche Praxen zum MVZ Herne – Ärzte Hölkeskampring und somit zur St. Elisabeth Gruppe gehören, sind bereits sehr erfahren in der praktischen Begleitung von Medizin-Studierenden. Die beiden Allgemeinmedizinerinnen blicken auf mehr als 10 bzw. 20 Jahre Erfahrung in der Funktion als medizinische Lehrpraxis sowie als Dozentinnen der Ruhr-Universität Bochum zurück.

Ziele einer medizinischen Lehrpraxis

Die Aufgabe einer medizinischen Lehrpraxis besteht darin, den Studierenden – meist im Rahmen von zweiwöchigen Blockpraktika bzw. als Bestandteil einer vierwöchigen Famulatur – den Hausarzt-Beruf näher zu bringen. Dazu zählen zahlreiche Aspekte, u. a. die Gesprächsführung mit Patienten, das Erheben der Krankheitsgeschichte und die anschließende Dokumentation, das Durchführen von Untersuchungen, die Therapieplanung, z. B. die Pharmakotherapie, also die Behandlung mit Medikamenten, und auch die Wirtschaftlichkeit.

Orientierung am Ausbildungsstand

Welche Aufgaben die angehenden Mediziner während ihres Praktikums selbstständig übernehmen, hängt von ihrem Ausbildungsstand ab. So stehen Studierende aus niedrigeren Semestern häufig vor anderen Herausforderungen als jene, die kurz davor sind, ihr Studium zu beenden. „Bei einem Erstsemester kann es zunächst darum gehen, die Scheu davor zu verlieren, Patienten anzusprechen und sich anzunähern. Auch die Gesprächsführung während des Patientengesprächs muss man erst lernen. Dazu gehört aktives Zuhören, das richtige Nachfragen, aber auch die Fähigkeit, den Patienten zu unterbrechen“, erläutert Dr. Stefanie Grüter. „Fortgeschrittene Studierende können im Verlauf des Praktikums selbstständig Untersuchungen durchführen – natürlich immer unter Beobachtung, damit keine Fehler passieren.“

Petra Stuckmann in einer Lehrsituation mit einer Studentin.

Petra Stuckmann zeigt einer Studentin, wie man die Halswirbelsäule untersucht.

Enger Austausch zwischen Arzt und Studierenden

„Während der ersten Tage begleitet der Studierende mich den ganzen Tag über und beobachtet mich während der Patientengespräche und Untersuchungen. Natürlich darf er sich auch einbringen und eigene Fragen stellen bzw. Einschätzungen zur Patientensituation abgeben. Nach jedem Patienten besprechen wir gemeinsam die Diagnose und Therapie sowie die dazugehörige Dokumentation“, berichtet Petra Stuckmann. „Im späteren Verlauf des praktischen Einsatzes übernehmen die Studierenden den aktiveren Part im Patientengespräch und bei kleineren Untersuchungen. Dazu zählen z. B. Untersuchungen des Bauchs, der Lunge oder des Bewegungsapparats. Ich höre und schaue zu und greife ein, wenn das erforderlich ist.“ 

Tolerante Patienten

Die Patienten haben in der Regel kein Problem damit, sich von den Studierenden behandeln zu lassen. „Wir fragen selbstverständlich vorher und nur selten lehnen die Patienten es ab. Das kann z. B. bei psychischen Problemen der Fall sein, die man nur mit dem Arzt teilen möchte. Darauf nehmen wir natürlich Rücksicht. Aber viele Patienten haben auch Verständnis dafür, dass der medizinische Nachwuchs sein Handwerk lernen muss“, so die Hausärztinnen. Handelt es sich um ein verpflichtendes Blockpraktikum im Rahmen des Studiums, wird der Praxiseinsatz als Prüfungsfach gewertet. In diesem Fall beobachten die Ärzte den Lernerfolg und geben eine Bewertung ab. Auch die schriftliche Ausarbeitung eines Patientenfalls mit Verdachtsdiagnose, Diagnostik, Behandlungsverlauf und Therapiemaßnahmen gehört dazu.

Auch erfahrene Ärzte profitieren

Den Mehraufwand, der durch die Begleitung der Medizinstudierenden entsteht, nehmen die beiden Fachärztinnen für Allgemeinmedizin gerne in Kauf. Petra Stuckmann berichtet: „Wäre ich nicht Ärztin geworden, hätte ich den Lehrberuf auch interessant gefunden. In meiner Funktion als medizinische Lehrpraxis und Lehrbeauftragte der Universität kann ich beides miteinander verbinden. Zusätzlich profitiere ich auch von dem frischen Wissen, das die jungen Leute von der Uni mitbringen. Die meisten Studierenden absolvieren ihren Einsatz zudem mit sehr viel Motivation und machen schon wirklich gute Arbeit.“ Das bestätigt auch Dr. Grüter: „Ich hatte im Studium selbst sehr nette Tutoren, von denen ich profitiert habe. Darüber hinaus lernt man vor Ort in der Praxis auch Kniffe, die man im theoretischen Studium nicht lernen würde. Das möchte ich gerne weitergeben. Zudem finde ich es erfrischend, mich mit den Studierenden über die Patientenfälle auszutauschen.“

Orientierung für die Spezialisierung

Auch für die spätere Entscheidung, in welcher Fachrichtung sich die Studierenden spezialisieren möchten, bietet der Einsatz in einer Lehrpraxis eine wichtige Orientierung. Das findet auch Antonia Lache, die derzeit im fünften Semester studiert und aktuell Dr. Stefanie Grüter in ihrer Praxis in Herne-Börnig begleitet: „Ich absolviere eine vierwöchige Famulatur. Frau Dr. Grüter ist meine Hausärztin und da ich mich hier immer wohl gefühlt habe, konnte ich mir vorstellen, in der Praxis zu famulieren. Bisher läuft der Einsatz besser, als ich es mir vorgestellt hatte.“ Die Studierende freut es sehr, dass ihr schon viel zugetraut wird: „Die Gesprächsführung und Behandlung der Patienten zu erlernen, finde ich sehr spannend. Ob ich am Ende Allgemeinmedizinerin werden möchte, weiß ich noch nicht. Bisher war ich noch gar nicht festgelegt. Aber ich bin durch dieses Praktikum auf jeden Fall schon mehr in diese Richtung gerutscht.“

Auswahl einer Lehrpraxis

Am Institut für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität Bochum sind die kooperierenden medizinischen Lehrpraxen gelistet. Die Zuteilung erfolgt durch die Universität. Diese berücksichtigt nach Möglichkeit auch die Wünsche der Studierenden.

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