Leopold Schlichting ist im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am gruppeneigenen Campus der St. Elisabeth Gruppe. Erste Berührungspunkte mit der Pflege hatte er 2016 als Au Pair in Australien, wo er sich um ein geistig und körperlich beeinträchtigtes Kind kümmerte.
Bevor für sie mit Ausbildung oder Studium der Ernst des Lebens beginnt, verreisen Viele nach dem Abitur erst einmal, um ihre Freiheit zu genießen. Aber nur am Strand zu liegen, kam für Leopold Schlichting nicht infrage. Stattdessen übernahm der heutige Auszubildende direkt große Verantwortung. Als Au Pair kümmerte er sich in Yeppoon, Australien, um einen Jungen mit einer seltenen erblich bedingten Form von Epilepsie. Als Schlichting in die Familie kam, war Cooper acht Jahre alt, jedoch geistig und körperlich auf dem Stand eines Kleinkindes.
Jugendbetreuung als Startschuss
Warum er sich für eine Au Pair-Tätigkeit entschieden hat? „Ich hatte einige Freunde, die ein Au Pair in Australien oder in den USA gemacht haben. Die vielen Fotos in den sozialen Medien und ihre positiven Erfahrungsberichte haben meine Neugier geweckt. Das wollte ich auch machen, bevor ich eine Ausbildung beginne. Ich habe schon vorher viel mit Kindern gearbeitet. Seit 2014 bin ich Betreuer bei der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und organisiere jede Woche Gruppenstunden für Kinder und Jugendliche. Über Pfingsten und im Sommer fahren wir jedes Jahr gemeinsam mit anderen Jugendgruppen der KjG ins Zeltlager. Dank meiner Erfahrung mit Kindern wusste ich, dass ein Au Pair-Aufenthalt etwas für mich ist.“
Die Bewerbung
Beworben hat Leopold Schlichting sich über eine Organisation. Dort musste er angeben, ob für ihn eine Familie mit einem behinderten Kind infrage käme. „Für mich war das kein Problem. Ich habe mich schon immer gerne um andere gekümmert und mich für Medizin interessiert“, so Schlichting, der bereits während des Abiturs für sich beschloss, in die Pflege zu gehen. Nach einem Videochat mit der Au Pair-Familie war schnell klar, dass es für beide Seiten passte.
Eine herausfordernde Aufgabe
„Mein Tag begann damit, Cooper beim Anziehen zu helfen. Es war häufiger eine Herausforderung ihn dazu zu überreden, seine Schuluniform anzuziehen. Außerdem brauchte er meine Unterstützung, damit auch jedes Kleidungsstück an der richtigen Stelle sitzt. War das erledigt, habe ich ihn und seinen älteren Bruder zur Schule gebracht. In meiner Freizeit habe ich mich unter anderem ehrenamtlich in einem Tierpark engagiert. Nach der Schule war ich mit Cooper häufig auf dem Spielplatz. Ich musste dabei stets darauf achten, dass er nicht überhitzt, weil das einen epileptischen Anfall bei ihm hätte auslösen können. Deshalb waren wir zur Abkühlung oft im Pool oder haben im klimatisierten Wohnzimmer Filme geguckt“, berichtet er.
Fit für die Ausbildung
Aufgrund seiner Krankheit benötigt Cooper eine intensive Betreuung. Nicht nur beim Anziehen, sondern auch bei alltäglichen Dingen wie Duschen oder dem Toilettengang braucht der Junge oft Unterstützung von anderen. Hier half Leopold Schlichting ebenfalls bereitwillig mit. „Ich befand mich in einer Situation, die dem Pflegealltag sehr ähnlich ist. Cooper zu betreuen war fast so wie einen pflegebedürftigen Patienten zu unterstützen. Es kam mir aber nicht wie eine besondere Situation vor, sondern war für mich ganz normal“, erzählt der inzwischen 21-Jährige. Da er nicht das erste Au Pair in der Familie war, gab es von Anfang an keine Berührungsängste zwischen ihm und den Kindern. Auch heute stehen sie noch in Kontakt.
Zukunftspläne
Der angehende Gesundheits- und Krankenpfleger wird seine Ausbildung voraussichtlich im August 2020 abschließen. Im Anschluss möchte er erst einmal in der der St. Elisabeth Gruppe bleiben. Er kann sich aber durchaus vorstellen, wieder im Ausland zu arbeiten: „Vielleicht werde ich ein Medizinstudium beginnen und währenddessen ein Auslandssemester machen. Aber auch als Pfleger mit einer gemeinnützigen Organisation wie Ärzte ohne Grenzen ins Ausland zu gehen, finde ich interessant.“